Mit Design Thinking zu mehr Inklusion und Innovation in Zürcher Gemeinden

Design Thinking Weiterbildung

Seit 2014 ist in der Schweiz die internationale Behindertenrechtskonvention (UNO-BRK) in Kraft. Mit deren Unterzeichnung verpflichtet sich die Schweiz, den vollen und gleichberechtigten Genuss aller Menschenrechte und Grundfreiheiten für Menschen mit Behinderungen zu fördern und zu gewährleisten. Im Kanton Zürich unterstützt die Koordinationsstelle für Behindertenrechte des Kantons Zürich die 160 Zürcher Gemeinden bei der Umsetzung dieser wichtigen und herausfordernden Aufgabe. Im Rahmen ihres Unterstützungsangebots hat die Koordinationsstelle gemeinsam mit dem staatslabor das "Inklusions-Förderprogramm” für Zürcher Gemeinden ins Leben gerufen. Dabei führt das staatslabor auf den UNO-BRK-Kontext abgestimmte Design Thinking-Weiterbildungen durch, in denen Zürcher Gemeindevertreter:innen eine nutzendenzentrierte Herangehensweise kennenlernen. Die erste Design Thinking-Weiterbildung fand am 28. Mai 2024 statt und konzentrierte sich auf das Thema “Zugang zu Dienstleistungen”. 

Von der Produktentwicklung in die öffentliche Verwaltung 

Design Thinking hat seine Wurzeln in der Produktentwicklung, insbesondere im Bereich des Industriedesigns. Der Ansatz wurde in den frühen 2000er Jahren populär und wurde massgeblich von Designern wie Rolf Faste und David Kelley bei IDEO weiterentwickelt. 

Design Thinking ist ein menschenzentrierter Ansatz zur Innovation, der sich aus dem Werkzeugkasten der Designer bedient, um die Bedürfnisse der Menschen, die Möglichkeiten der Technologie und die Anforderungen an den Geschäftserfolg zu integrieren.” (Tim Brown, CEO von IDEO). 

Im Fokus des Design Thinkings liegt immer der Mensch. Ideen und Lösungen werden nicht für den Menschen, sondern mit den Menschen, die die Lösung am Ende brauchen und wollen, erarbeitet. 

Design Thinking ist

  • Kreativ 
  • Ergebnisoffen 
  • Iterativ 
  • Nutzendenzentriert

Design Thinking ist nicht nur für den privaten Sektor, sondern auch für die öffentliche Hand ein wertvolles Werkzeug, um nutzendenzentrierte Angebote zu erarbeiten. Um die Methode auch für die öffentliche Verwaltung einfach nutzbar zu machen, hat das staatslabor die staatsbox, eine hauseigene Design Thinking-Toolbox entwickelt. 

Design Thinking und die UNO-BRK in Züricher Gemeinden

Der Mensch im Mittelpunkt ist nicht nur im Design Thinking, sondern auch im Kontext der UNO-BRK eine absolute Notwendigkeit. Mehr Gleichberechtigung und Inklusion für Menschen mit Behinderungen ist nur möglich, wenn Verwaltungsangestellte und Entscheidungsträger:innen die Bedürfnisse und Hindernisse von Menschen mit Behinderungen kennen und in ihren Entscheiden mitdenken. 

Am 28. Mai 2024 haben sich 11 Gemeindevertreter:innen aus Zürcher Gemeinden gemeinsam mit dem staatslabor und der Behindertenkonferenz Kanton Zürich (BKZ) auf eine Design Thinking-Reise begeben und gemeinsam erkundet, wie der Zugang zu ihren Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung besser gestaltet werden könnte.

Wertvolle Erfahrungsberichte der Behindertenkonferenz Kanton Zürich

Als Einstieg in den Tag teilte Anja Reichenbach, Vertreterin der Geschäftsstelle der Behindertenkonferenz Kanton Zürich (BKZ), ihre Erfahrungen mit den Teilnehmenden, um – oftmals unsichtbare – Herausforderungen von Menschen mit Behinderungen aufzuzeigen. 

Der Bezug einer Dienstleistung am Schalter einer öffentlichen Verwaltung kann mit vielen Hürden verbunden sein, vom Ticketing-System bis zur Unterschrift. Und wenn vor dem eigenen Haus gebaut wird, die Kommunikation dazu aber nicht zugänglich ist, so wird der Weg zur Arbeit ein Hindernislauf. 

Der Beitrag der BKZ veranschaulichte den Teilnehmenden, wie vielfältig die Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen in Bezug auf Dienstleistungen sein können. Und zeigte auf, wie zentral es ist, in der Gestaltung von Dienstleistungen eine umfassend definierte Nutzendenzentrierung in den Vordergrund zu stellen. 

Gemeinsam Barrieren erkennen und abbauen

Die Lösungsfindung für die gemeinsam identifizierte Herausforderung «Wie schaffen wir ein gemeinsames Bewusstsein für die Zugänglichkeit von digitalen Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung?» begleitete die 11 Gemeindevertreter:innen durch den Tag. Entlang der sieben Design Thinking Schritte der staatsbox wurde das Problem erfasst, die Zielgruppe analysiert, Lösungen erarbeitet und Prototypen entwickelt. 

Begleitet von kurzen theoretischen Inputs stand das Anwenden und Erleben im Vordergrund. In interaktiven Gruppenarbeiten konnten die Teilnehmenden Design Thinking ausprobieren und neue Ansätze und Denkweisen üben. Dabei entstanden beispielsweise ein Hindernislauf zur Kaffeemaschine und eine neue Schalterhalle. 

Die gemeinsame Reflexion und der Austausch verankerte das Gelernte und die gewonnenen Eindrücke. Die Teilnehmenden konnten sich untereinander austauschen, vernetzen und voneinander lernen. Dadurch wurden wertvolle menschliche Verbindungen gestärkt. Denn wie auch bei Design Thinking stand im Rahmen dieser Weiterbildung das Menschliche im Vordergrund. 

Die Design Thinking-Reise geht weiter

Die Koordinationsstelle Behindertenrechte des Kantons Zürich und das staatslabor freuen sich auf die nächste Weiterbildung am 13. November 2024 zum Thema “Zugang zu Kultur und Sport”. Verwaltungsmitarbeiter*in? Jetzt anmelden!